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AUFSATZ
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Epoche: 19. Jahrhundert
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Freiherr Karl vom Stein |
Die politische Stellung des Freiherrn vom Stein zur Zeit der Deutschen Erhebung
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von Stefan Jacob (zuerst veröffentlicht 1991) |
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I. |
Stein und die französische Revolution |
II. |
Steins Stellung zu Adel, Bürgertum und Volk |
III. |
Reichspatriotismus und deutsches Nationalbewußtsein |
IV. |
Staatsmann ohne Staat |
V. |
Politische Romantik, Reaktion und Frühliberalismus |
VI. |
Nachruhm und geschichtliche Wirkung Steins |
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I. |
Stein und die französische Revolution |
Ich beginne meine Darstellung der politischen Weltsicht des
Freiherrn Karl vom Stein mit seinem Verhältnis zur französischen Revolution,
weil in ihrem Erleben und in ihrer Überwindung eine der wichtigsten Triebfedern
für das politische Wollen und Handeln Steins gelegen hat. Er erkannte sie
als einen tiefgehenden Bruch in der geschichtlichen Entwicklung Europas, dessen
"Bekämpfung der große Inhalt seines Manneslebens wurde"
(1). Die fast durchgängig ablehnende Haltung gegenüber der erschütternden
Zerstörung historischer Traditionen in Frankreich stand, so möchte
ich es überspitzt ausdrücken, als Motiv hinter seiner gedanklich-politischen
Entwicklung vom reinen Verwaltungsbeamten zum Stellung beziehenden Politiker
in preußischem Staatsdienst, von da aus zum großen deutschen Gegenspieler
Napoleons bis hin zum konservativen Restaurator adeliger Standesvorrechte. Dabei
ist deutlich zu erkennen, wie sich die Kritik an der Revolution nach einem indifferenten
Überraschungsmoment von nur wenigen Monaten, in denen auch die Nachrichtenlage
in Deutschland noch kein festes Urteil erlaubt haben dürfte, rasch zu einem
statischen Gebilde aus Abscheu, Furcht und Vorwürfen gegen den französischen
Nationalcharakter verfestigte. Im Unterschied zu den regierenden Fürsten,
besonders Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Franz I. von Österreich,
verfiel Stein aber ob seiner Feindschaft gegen das von außen ins Reich
drängende Neue nicht in eine Resignation, die ihn politisch gelähmt
und ebenfalls in die unter Napoleon verbliebenen Nischen des ancien régime
abgedrängt hätte. Anders auch als Hardenberg, Montgelas und Metternich
war er nicht bereit, sich auf diplomatische Kungeleien mit den Vertretern der
Revolution einzulassen, sondern zog vielmehr aus seiner Abneigung die Inspiration
zu einem regelrechten ideologischen Kampf. Aus diesem sind zweifellos seine
reformerische Tätigkeit in Preußen und der Wille zur politischen
Neuordnung Deutschlands hervorgegangen. Insofern verdankt Steins Suche nach
einer deutschen Lösung der gesellschaftlichen und staatlichen Mißstände
ihre Anregung durchaus der französischen Revolution, wenn auch die Ausgestaltung
seines Weges das Ergebnis von Schulung an einem Negativ-Beispiel ist und aus
diesem Grund mit vielen Mängeln behaftet bleiben sollte. Vermutlich aber
wäre die Anstiftung Steins zu einer aktiven Rolle in der Politik nicht
möglich gewesen, wenn seine Stellung zu den Ideen der Revolution in jeder
Hinsicht starr gewesen wäre. Für diese Annahme spricht, daß
es auch Beispiele von positiver Ideen-Übernahme gab, von denen am Schluß
des Kapitels zu reden sein wird.
Als 1789 die Revolution begann und bis Mitte des Jahres 1790 in Deutschland
allgemein durchgedrungen war, daß in Frankreich tatsächlich Umwälzungen
von enormem Ausmaß im Gange waren, fand sich Freiherr vom Stein von einem
Freundeskreis umgeben, in welchem die Vorgänge und die Ideale des
bürgerlichen Aufbruchs teils mit vorsichtiger Skepsis, teils aber auch
mit Begeisterung diskutiert wurden. Ritters Stein-Biographie führt sehr
anschaulich aus, mit welcher Spannung Stein und seine bürgerlichen Freunde
Rehberg und Brandes das französische Drama gemeinsam verfolgten (2). Stein
selbst äußerte sich am 10. Juli 1790 in einem Brief an einen befreundeten
Standesgenossen zurückhaltend, aber durchaus nicht uninteressiert oder
abweisend:
Unsere Freunde jenseits des Rheines
beweisen, daß zum practischen Leben Ideen, Reichtum und Fähigkeit,
sie mit Leichtigkeit zu verbinden, nicht genug ist, sondern daß es hauptsächlich
auf kalte, ruhige Vernunft und einen festen beharrlichen Charakter ankömmt.
Es liegt jedoch sehr vieles in denen Proces Verbaux der National Versammlung,
und man findet viel Belehrendes darin, (...). (3)
Seine Offenheit gipfelt im selben Brief in dem Wunsch, er
wolle selber, wenn möglich, einige Zeit in Frankreich zubringen, um sich
ein eigenes Bild von den Vorgängen in Paris machen zu können. Wenn
man das nicht als reines Lippenbekenntnis abtun will, so ist zumindest die Ansicht
vieler älterer Stein-Biographen, Stein sei von vornherein ein entschiedener
Gegner der Revolution gewesen, nicht mehr haltbar (4). Was hier seine Meinung
über das Treiben "unserer Freunde jenseits des Rheines" kennzeichnet,
ist allenfalls Ratlosigkeit, aber noch keine Verdammung. Diese zeitweilige Billigung
sollte sich schon recht bald in die vertrautere Stein'sche Revolutionsfeindlichkeit
verwandeln, nicht zuletzt unter dem Einfluß von Edmund Burkes "Reflections
on the French Revolution". Das darin idealisierte englische Staatsmodell
mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten entsprach dem traditionalistischen
Wesen des Freiherrn weit eher als der umstürzende Charakter der neuen französischen
Verfassung von 1791. Erst recht konnte die Ermordung Ludwigs XVI., die Diktatur
des "bluttriefenden Ungeheuers" Robespierre beim staatsbewußten
Wahl-Preußen Stein, der sich noch beim Tode Friedrichs II. von den Prinzipien
des monarchischen Absolutismus überzeugt gezeigt hatte, keine andere Wirkung
haben, als daß er sich in leidenschaftliche Haßtiraden verstieg
und nun auch weder die Grundideen von 1789 noch überhaupt den Wert einer
vermeintlichen französischen Kultur gelten ließ (5):
Die aus solchen Quellen entstandene,
nach solchen irrigen Ansichten geleitete Begierde nach Neuerungen nahm den Charakter
der Nation an, in der sie ausbrach, sie verbreitete sich rasch und äußerte
sich stürmisch und rücksichtslos bei einem aufbrausenden, beweglichen,
eitlen und unmoralischen Volk. Selbstgefälliger Dünkel und Neuerungssucht,
welche Lehren und Beispiele der Geschichte und der Zeitgenossen verhöhnte,
leiteten es, sein Betragen war verwildert und verbrecherisch, (...). Der Fluch
der Nachwelt und der Zeitgenossen wird sie verfolgen für den Mißbrauch,
den sie von den glücklichsten Verhältnissen gemacht. (6)
Solche Äußerungen, in denen jede Notwendigkeit revolutionärer
Veränderung geleugnet wird und in denen aus "Freunden" ein verbrecherisches
Volk geworden ist, finden sich in Steins Schriften vom Beginn der Kriege Preußens
und Österreichs gegen das revolutionäre Frankreich an immer wieder
und setzen sich bis an sein Lebensende fort (7). Schon 1792 sah es Stein als
moralische Verpflichtung der alten Mächte in Europa an, militärisch
nach Frankreich einzudringen, die alte Ordnung wiederherzustellen und die Bourbonen
in ihre früheren absoluten Rechte einzusetzen.
Blickt man von hier aus, also bereits von 1792/93, zurück
auf seine unentschlossene Haltung nur drei Jahre zuvor, so hat es nun den Anschein,
als habe er die Ereignisse in Frankreich überhaupt nur so lange begrüßen
können, wie noch nicht zu erkennen war, daß es sich eben um revolutionäre
Vorgänge handelte. Sobald deutlich wurde, daß nicht mehr der König
das Szepter in der Hand hielt, es stattdessen an eine unkontrollierte Volksherrschaft
übergegangen war und das Parlament sich Rechte anmaßte, die nur der
König freiwillig hätte vergeben dürfen, war für Stein die
Sache aus dem Ruder gelaufen und ein Zustand des Unrechts eingetreten. Dieser
konnte unter keinen Umständen hingenommen, sondern mußte unter Preisgabe
auch ursprünglich berechtigter Reformwünsche wieder beseitigt werden.
Daraus ist zu resümieren, daß es nicht eigentlich die Reformen der
Constituante waren, die Stein als vermeintlicher Anhänger des Ancien
Régime haßte, vielmehr vor allem die Art und Weise, mit der das
Bürgertum so unbillig nach der Macht gegriffen hatte. Die Reformbedürftigkeit
der französischen Monarchie hat er durchaus gesehen, nur hätten die
Neuerungen in Gestalt freiwilliger Selbstbeschränkung des Absolutismus
von oben verordnet werden sollen.
Durch den Eintritt in die letzte Phase der Revolution, Ergreifung
der Alleinherrschaft und Unterwerfung Europas durch Napoleon Bonaparte, erhielt
Steins Meinung über Frankreich keine wesentlich neue Richtung, wohl aber
neue Nahrung. Man kann Stein insofern darin folgen, die Nachwirkung Napoleon
als zur Revolution selbst gehörig zu betrachten, als nun der Export der
"Errungenschaften von 1789" im großen Stil erst richtig begann.
Und obgleich Ritter bereits für 1790 das Wachwerden politischer Interessen
beim Freiherrn konstatiert (8), fällt doch seine eigentliche staatsmännische
Tätigkeit erst in die Zeit der schlimmsten Bedrückung Preußens
und Deutschlands durch die napoleonische Besatzung. Im Verlauf der kurzen ministerialen
Karriere und erst recht danach wurde die Bekämpfung der bürgerlichen
Usurpation und des französischen Wütens unter dem Deckmantel, den
Völkern die Freiheit zu bringen, ihm zur wahren Lebensaufgabe. So führte
er den 1806/07 militärisch zusammengebrochenen preußischen Staat
in die "Stein-Hardenberg'sche ReformÄra", durch welche nach seinem
Willen die Richtung für eine evolutionäre Heranbildung bürgerlicher
Freiheiten gewiesen werden sollte. Seine Methode, den monarchischen Absolutismus
durch eine fachkundige Staatsbürokratie abzulösen und durch sie Reformgesetze
zu erlassen, die mit den frühen Beschlüssen der Constituante
eine gewisse Ähnlichkeit besaßen, entsprach durchaus seiner Kritik
an der Revolution, deren inhaltliche Zielsetzungen er ja nicht durchweg abgelehnt
hatte. Will man Steins Aufbruch in Preußen im Hinblick auf sein Erleben
der französischen Revolution deuten, so kennzeichnet ihn die Suche nach
einem spezifisch deutschen Weg zu einem freiheitlicheren Staatsleben. Indem
er in Preußen ein nachahmenswertes Beispiel schuf, hoffte Stein, dem deutschen
Temperament und den zersplitterten Verhältnissen Rechnung zu tragen, um
so eine Alternative zur Anbiederung an Napoleon zu bieten und den revolutionären
Gedanken aus Deutschland zu verdrängen.
Obwohl Stein-Kenner Botzenhart betont hat, die deutsche Befreiungsbewegung
von 1807/13 sei weder ein Ausfluß der Ideen von 1789, noch eine Reaktionserscheinung
gegen dieselben gewesen (9), ist doch nicht zu übersehen, daß der
leitende Minister Stein und seine Mitarbeiter sich sehr wohl einzelner Bestandteile
der französischen Revolutionsverfassungen befleißigt haben. So nennt
Stein selber als Quelle für seine Reform des staatlichen Finanzwesens ausdrücklich
die französische Finanzverwaltung der Revolutionszeit und Napoleons (10).
Noch deutlicher tritt das Vorbild in dem Vorschlag Scharnhorsts und Gneisenaus,
die zu Steins engsten Seelenverwandten zählten, zu Tage, in Preußen
die allgemeine Wehrpflicht einzuführen; "mit kühnem Griff wollte
Gneisenau in das 'Zeughaus der Revolution' hineingreifen, um den Gegner mit
seinen eigenen Waffen zu schlagen." (11) Meinecke ist gar der Ansicht,
das von den beiden Heeresreformern inspirierte Landsturmedikt vom 21. April
1813 habe an die Schrecken des Wohlfahrtsausschusses erinnert (12). Persönlich
stand der Freiherr solchem Ansinnen, den Epigonen der Revolution mit revolutionären
Mitteln zu bekämpfen, sehr skeptisch gegenüber. Ein derartiges Vorgehen
konnte lediglich durch das Außergewöhnliche der Zeit gerechtfertigt,
aber nicht auf Dauer mit jenem hohen Ethos, mit dem er gegen Napoleon angetreten
war und mit dem er auch noch die JuliRevolution 1830 verurteilen würde,
vereinbar sein.
Von einem ganz anderen Standpunkt aus gesehen, zeigt sich an Steins schwankender
Meinung über die Idee der Volksbewaffnung eines der Grundprobleme, deretwegen
seine Befreiungspolitik nach 1815 keine sinnvolle Fortsetzung gefunden hat
die Angst vor der eigenen Courage.
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II. |
Steins Stellung zu Adel, Bürgertum und Volk |
Eine wichtige Ursache für Steins Ablehnung revolutionärer
Veränderungen am Staatsaufbau liegt in dem relativ statischen Bild, welches
er von der Gesellschaft als einer natürlichen Ordnungsstruktur des staatlichen
Zusammenlebens hatte. Der preußische Reformer war in dieser Hinsicht den
Grundanschauungen des ancien régime während der meisten Zeit
seines Lebens fest verbunden. Die Menschen waren für ihn nach Gottes Willen
und aus ehrwürdiger mittelalterlicher Tradition nach sozialen und rechtlichen
Gesichtspunkten den drei Ständen zugeteilt. Dabei ist festzustellen, daß
in seiner hierarchischen Weltsicht gegenüber dem früheren Stände-Verständnis
doch eine gewisse zeitgemäße Verschiebung eingetreten ist: Der einstige
zweite Stand, die Priesterschaft, spielt bei ihm nach politischen Kriterien
als solcher keine tragende Rolle mehr; in der Rangfolge ist an die Stelle des
Klerus sozusagen das Bürgertum getreten, dessen Führerschaft in den
Städten nicht zu übersehen war, während die weltliche Macht der
Kirche allmählich der Säkularisierung zum Opfer fiel und bis 1803
in Deutschland überwiegend verschwunden war. Somit rückt das 'Volk'
als dritter Stand in das Ständeschema auf und damit bei Stein erstmals
auch immerhin als zu berücksichtigender Faktor ins politische Bewußtsein
hinein. Diese Einteilung in "Berufsstände" politisch verantwortlicher
Adel, handeltreibendes Bürgertum, produzierendes Handwerker- und Bauerntum
(13) entsprang gewiß den Vorlesungen Schlözers über Montesquieus
"Esprit de loi" während der Göttinger Studienzeit Steins
wie auch der Bekanntschaft mit Rousseaus "Contrat social". Sie bezeugt
demnach gegenüber dem allein auf göttlichem Willen beruhenden Grundmodell
des Mittelalters ein erhebliches soziales Bewußtsein, beruht sie doch
in Wirklichkeit nicht mehr auf dem altfeudalen Ständewesen, sondern auf
vernünftigen Überlegungen der Aufklärung, welche nun mit der
hierarchischen Tradition einen Kompromiß zu bilden suchten (14).
Was die Auffassung des Freiherrn vom Stein von der Gesellschaft
starr erscheinen läßt, ist vor allem sein Beharren auf den politischen,
teilweise auch auf den steuerlichen Privilegien des Adelsstandes, dem er als
Reichsritter selbst angehörte. Politik und Staatsverwaltung betrachtete
er als angestammte Domänen seiner Klasse, in die einzudringen er den anderen
Ständen nur in engen und schwierig zu überwindenden Grenzen gestatten
wollte. Das ist aus seinen Verfassungsvorschlägen ab 1814 klar ersichtlich,
und sogar während der Zeit als 'Volkstribun' der Befreiungskriege schien
bei ihm der eingefleischte Aristokrat immer wieder durch. Oftmals erschien ihm
die jeweilige politische Sache zu wichtig, als daß er sie bürgerlicher
Entscheidungsbefugnis hätte anvertrauen mögen. So ist wohl auch die
Demontage, die Stein im Dezember 1806 im Bunde mit Hardenberg an dem bürgerlichen
Kabinettsrat Beyme betrieb, in erster Linie adeligem Dünkel zuzuschreiben.
Allerdings ging die Starrheit des Freiherrn, die so rein äußerlich
gesehen jeden gesellschaftlichen Fortschritt ausgeschlossen haben müßte,
mit einer eigenwilligen Definition von politisch relevantem Adel einher: Nur
noch die grundbesitzende, also wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehende
Aristokratie sollte Einfluß ausüben und Privilegien genießen
dürfen, nicht der in der Neuzeit herausgebildete, von seiner Stellung am
Fürstenhof finanziell abhängige Dienstadel. Nach Steins Idee einer
Adelsreform, mit der er sich seit der Freundschaft zu Rehberg und Brandes trug
(15), würde verarmten, nicht mehr landsässigen Adeligen der Rang aberkannt
werden. An ihrer Stelle könnten bürgerliche Grundbesitzer, die sich
auch in der Staatsverwaltung verdient gemacht hätten, in den Adelsstand
erhoben werden. Adel verpflichtet zum Erhalt des ererbten Besitzes, dieser wiederum
zur Übernahme politischer Verantwortung für das Gemeinwesen. Auf diese
Weise bilden die Verpflichtungen der Aristokratie ein System wechselseitiger
Bedingungen, welches nur funktionieren kann, wenn gleichzeitig die Standesschranken
in hohem Maße durchlässig sind (16). Einerseits ist es sicherlich
nicht möglich, den Freiherrn vom Stein einen "Feudalen" zu nennen,
da bei ihm solche Freiheit im Umgang mit traditionellen Standesbegriffen zu
bewundern ist (17); andererseits bilden seine Absichten, den Adel an sich als
politische Kaste zu bewahren, ihn sich dabei aber nach bürgerlichen Verdienst-Maßstäben
zusammensetzen zu lassen, ein befremdliches Gemisch aus Rückwärtsgewandtem
und Zukunftsweisendem. Derartige Vorstellungen konnten den Ansprüchen des
sich verbreiternden Bürgertums nach 1815 natürlich nicht genügen,
ganz zu schweigen von den Angehörigen des preußischen "Krautjunkertums",
die schon angesichts des Versuchs ihrer Besteuerung, die Stein 1807 wegen der
preußischen Finanzkrise für notwendig erachtete, lauthals Protestgeschrei
erhoben. Steins Stellung zum Bürgertum war höchst zwiespältig.
Sein verletzter Adelsstolz ließ ihn die Rolle des 'dritten Standes' bei
der Revolution, hier also die Rolle der nichtadeligen und nichtklerikalen Abgeordneten
in der Nationalversammlung, scharf verurteilen:
Der dritte Stand wagte die ungeheure
und freche Usurpation, sich für die das französische Volk gesetzlich
und vollständig repräsentierende Nationalversammlung (...) zu erklären
und den oberen Ständen ihren seit Jahrhunderten besessenen Anteil an der
Staatsverfassung gewaltsam zu entreißen. (18)
Im Kontrast dazu brachte er den gewesen Reichsstädten und ihren Bürgern
eine bemerkenswerte Hochschätzung entgegen. So war es vor allem sein Werk,
daß auf dem Wiener Kongreß die Reichsfreiheit Frankfurts und Bremens
rasch wiederhergestellt wurde, und erst recht hatte die Einführung der
kommunalen Selbstverwaltung und der Städte-Ordnung unter Steins Ministerium
1808 einen entschiedenen Schritt zur Beteiligung bürgerlicher Schichten
am politischen Geschehen bedeutet (19). Die nach 1815 wiedereinzusetzenden Reichsstände
hätten nach seinem Willen vom Bürgertum mitgewählt werden sollen,
allerdings nur von solchen Standesmitgliedern, die genügend 'Interessen',
das heißt Grundeigentum, besäßen. Angesichts bestehender Besitzverhältnisse
hätte diese Sperrklausel natürlich dafür gesorgt, daß der
zweite Stand bei weitem schlechter repräsentiert gewesen wäre als
der Adel. Sie entsprach der Neigung Steins, das reiche Besitzbürgertum
vom eigentlichen bürgerlichen Stand abzulösen und eine politische
Sonderklasse zu formen; derselben Neigung zufolge ließ ja auch das Stein'sche
Kommunalwahlrecht nur eine dünne Schicht reicher Patrizier zur Teilnahme
an der Regierung zu.
Am schwierigsten ist Steins Verhältnis zur breiten Masse
der Bevölkerung nachzuvollziehen, weil es im Laufe seiner politischen Entwicklung
den stärksten Schwankungen ausgesetzt war. Hatte er sich als Leiter der
westfälischen Provinzialverwaltung dem Volk gegenüber in der Rolle
eines väterlichen Hüters nach Art Friedrichs des Großen gefühlt,
es also schlicht als passives Staatsvolk betrachtet, so spiegelt bereits das
zweite Ministerium eine differenziertere Sicht der einfachen Untertanen wider.
In diese Zeit fiel das Gesetz zur Aufhebung der Leibeigenschaft, mit dem in
Preußen die Überreste des Feudalwesens beseitigt wurden. Dahinter
stand die Erkenntnis, "daß der Leibeigene und der schutzlos proletarisierte
Arbeiter schließlich gar nicht staatstreu sein konnte" (20). Eine
weitere Aufwertung erfuhren die untersten Klassen in Steins Augen durch den
Tiroler Aufstand 1809 unter Andreas Hof er. Im Rahmen des versuchten österreichischen
Befreiungsschlags gegen Napoleon, den Stein heiß ersehnt hatte, war der
Bauernführer als einziger Feldherr über längere Zeit der französischen
Übermacht militärisch gewachsen gewesen. Stein zollte ihm dafür
anhaltende Bewunderung (21), er hatte gelernt, daß auch Bauern und Kleinbürger
vaterländische Helden hervorzubringen imstande waren. Dieses Erlebnis mag
den Anstoß dazu gegeben haben, daß er sich bei den Verfassungsberatungen
1814/15 dafür einsetzte, neben Adel und Bürgertum einen Stand der
gemeinfreien Bauern zu schaffen und mit politischer Vertretung im Reichstag
zu versehen.
Den Höhepunkt seiner Annäherung an das Volk erreichte
Stein während der Befreiungskriege. Sein Haß auf die kollaborierenden
oder vor Napoleon untätig zitternden Fürsten war bis 1812 dermaßen
gesteigert, daß er nun die Hoffnung, doch noch eine geballte Widerstandsmacht
zusammenzubringen, vorzüglich auf die Volksmassen richtete.
Für ihn, den Fürstenverächter, den Deutschpatrioten, bestanden
gar keine Bedenken, die preußische Armee und das preußische Volk
auch ohne, nötigenfalls gegen den Willen des Monarchen in den Krieg hineinzureißen.
Wie oft hatte er gemahnt, man müsse auf deutschem Boden vor allem die Völker
in Bewegung bringen, die Regierungen mitfortreißen, unter Umständen
sich ihrer bemächtigen! (22)
Die aufregende Stimmung dieser Zeit, in der er sich an die Spitze einer wahren
Volksbewegung setzte, ergriff auch konservativere Zeitgenossen, wie General
Yorck, dessen Wendung gegen die Franzosen für die Kräfte der Freiheit
das Signal zum Losschlagen bedeuten sollte, und Steins reaktionären Standesgenossen
und innenpolitischen Gegner Marwitz:
Das Volk jubelte und harrte mit Ungeduld auf den Augenblick, wo ihm
würde erlaubt sein, über die durchziehenden Franzosen herzufallen
und sie alle totzuschlagen. Es wartete jeden Augenblick, daß der König
sich erklären würde. (...) Der König entsetzte sich, denn er
merkte, daß eine Zeit des Handelns kommen werde, und beschloß, seinen
gewöhnlichen Gang zu gehen, nämlich: nichts zu tun und das Ende abzuwarten.
(23)
Freiherr vom Stein warb um die Mitwirkung des deutschen Volkes,
das er nunmehr als ganzes und ohne Klassenschranken zu sehen bereit war, indem
er sich in Ernst Moritz Arndt den größten Propagandisten des nationalen
Anliegens, aber auch der bürgerlichen Freiheit zu seinem Sprachrohr erkor.
Der war alles andere als zurückhaltend, wenn es darum ging, das Volk gegen
monarchische Verräter in Stellung zu bringen:
Das ist die wahre Soldatenehre, daß
kein König und Fürst, keine Gewalt noch Herrschaft den edlen und freien
Mann zwingen kann, das Schändliche oder Unrechte zu thun oder thun zu helfen.
(...) Das ist teutsche Soldatenehre, daß der Soldat fühlt: er war
ein teutscher Mensch, ehe er von teutschen Königen und Fürsten wußte;
es war ein teutsches Land, ehe Könige und Fürsten waren. (...) Das
Land und das Volk sollen unsterblich und ewig sein, aber die Herren und Fürsten
mit ihren Ehren und Schanden sind vergänglich.(24)
Stein war von Arndts Wortgewalt hingerissen, obwohl dessen Parolen dazu angetan
waren, das Volk nachhaltig aufzuwiegeln und jedweden Legitimismus über
den Haufen zu werfen (25). Für einige Monate setzte er sich tatsächlich
selber über alle dynastischen Bedenken hinweg, spielte das Volk gegen die
landesverräterischen Fürsten, das "Lumpengesindel" (26),
aus. Erst als das Fieber des Kampfes abgeklungen war, besann er sich wieder
auf seine frühere Angst vor demokratischen Strömungen. Auch wenn er
sich in der Erregung mit dem Volk identifiziert hatte, mußte es ihm später
selbst scheinen, als habe er es nur eine zeitlang zu einem Zweck, der alle Mittel
heiligt, gebrauchen müssen. Er erschrak im Nachhinein vor sich, das Volk
zum Aufruhr zusammengerufen zu haben, denn im Grunde war er stets der Uberzeugung,
daß gerade die große Masse einen Pöbel erzeuge, der Bildung
und Besitz bedrohe (27).
Bei aller Distanz zu den unteren Ständen, die er zeitlebens gewahrt hat,
gehörte es in jeder Phase der politischen Tätigkeit zum Stein'schen
Konzept, Bürgertum und Volk aus ihrer Unmündigkeit emporzuheben. Er
wollte die staatenlose Masse des 18. Jahrhunderts zu pflichtbewußten,
am politischen Leben interessierten Staatsbürgern erziehen, zuerst in Preußen,
dann in ganz Deutschland (28). Er sah es daher als notwendig an, dem Volk ein
mindestes Maß an humanitärer Fürsorge und allgemeiner Bildung
angedeihen zu lassen; denn ihm war bewußt, daß seinen bürokratisch
verordneten Reformen ein dauernder Erfolg nur beschieden sein könnte, wenn
es gelänge, eine "zur Freiheit reife Nation" (29) zu formen.
In diesem Sinne fand auch die von Humboldt betriebene Gründung der Freien
Universität Berlin Steins uneingeschränkten Beifall nicht zuletzt,
weil "Bildung der unteren Klassen und Verbesserung ihres Zustandes mir
das sicherste Mittel scheint, um Revolutionen zuvorzukommen." (30)
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III. |
Reichspatriotismus und deutsches Nationalbewußtsein |
Aus dem Dilemma zwischen der Legalität der deutschen Einzelstaaten und
der Legitimität der deutschen Gesamtnation ist Stein nie herausgekommen,
und sollte man nicht sagen, daß er darin stellvertretend für die
ganze deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert steht? (31)
Beide Prinzipien, das föderalistische des traditionellen Reichsbewußtseins
und das zum einheitlichen Verfassungsstaat drängende, sind in Steins Haltung
zu Deutschland miteinander verwoben, bzw. stehen sich so unüberbrückbar
entgegen, daß
trotz großer Hoffnungen und eines unermüdlichen Einsatzes Stein
im Kampf um die deutsche Einheit so gründlich gescheitert ist wie in sonst
keiner seiner politischen Unternehmungen nicht nur, wie man heute oft hören
kann, weil seine Pläne über die Grenzen des zu seiner Zeit Möglichen
hinausgingen, sondern auch wegen ihres in vielen Punkten antiquierten Charakters.
(32)
Bis um die Jahrhundertwende war die Existenz des seit 1648
so zerklüfteten Reichs für Stein, wie für die meisten seiner
Standesgenossen, lediglich ein angenehmer Gewohnheitszustand. Sein Wert fing
ihm erst zu dämmern an, als das kaiserliche Deutschland der Gefahr seiner
Zerschlagung unmittelbar ins Auge zu sehen hatte. Das neu erwachte Interesse
angesichts der tiefempfundenen nationalen Schmach richtete sich nicht sogleich
auf die innere Erneuerung des losen Verbandes hin zu einer festen nationalstaatlichen
Gestalt, sondern zunächst auf Rettungsversuche der alten Form; diese war
im Grunde seit Jahrzehnten auch bereits ohne französisches Zutun von innen
her im Zerfall begriffen gewesen. Erst die Expansion des revolutionären
Nachbarn, welcher die deutschen_Fürstentümer ob ihrer Zersplitterung
über anderthalb Jahrzehnte nichts als Wehrlosigkeit entgegenzusetzen hatten,
führte den Freiherrn vom Stein zu der Einsicht, daß die Souveränität
der kleinen und kleinsten Monarchen einem strategischen Zusammenrücken
der deutschen Länder im Wege stand. Folglich nahm er den Kampf gegen die
zersetzenden Rechte der "36 Despoten" auf, ohne freilich zu begreifen
oder wahrhaben zu wollen, daß auch seine eigene Vorstellung von einem
kooperativen Dualismus Preußens und Österreichs von einer befriedigenden
Lösung der 'Deutschen Frage' in jeder Hinsicht weit entfernt war. Seine
diffusen Vorschläge in Wien wurzelten offenbar in einem tiefen Einverständnis
damit, wie das Reich gewesen war oder doch seiner Anlage nach hätte sein
sollen:
Soll eine Verfassung gebildet werden, so muß sie geschichtlich sein.
Wir müssen sie nicht erfinden, wir müssen sie erneuern, ihre Elemente
in den ersten Zeiten der Entstehung unseres Volkes aufsuchen und aus diesen
sie entwickeln. (...) Nur indem man das Gegenwärtige aus dem Vergangenen
entwickelt, kann man ihm die Dauer für die Zukunft verleihen. (33)
Gemeint war keine Anknüpfung an die desolaten Zustände des 17. und
18. Jahrhunderts, vielmehr an die Blüte des römisch-deutschen Kaisertums
im 10. bis 13. Jahrhundert. Stein wollte im wesentlichen eine Reichsordnung
nach altständischen Prinzipien mit einem darüber thronenden starken
Kaisertum restaurieren, wie sie nur noch in illusionären romantischen Köpfen
lebendig war, und sie als Tribut an die Moderne um einige Zutaten erweitern.
Solche Orientierung am "gotischen Vorbild" (34) war Humboldt und Hardenberg,
den Bundesgenossen Steins in der Reform-Ära, und erst recht dem Realpolitiker
Metternich völlig fremd, und sie führte dazu, daß Steins Rolle
als Führer der Nationalpartei seit dem Sommer 1814 praktisch ausgespielt
war (35).
Die Abkehr von eigenen nationalen Reform-Ideen innerhalb weniger
Monate zugunsten von mittelalterlichen Reichsphantasien, an deren Verwirklichung
er selbst nicht recht glaubte, ist umso erstaunlicher, als konservativer Reichspatriotismus
in seiner persönlichen Entwicklung keine sonderlich lange Geschichte hatte.
W. Mommsen hat sehr einleuchtend festgestellt, daß "seine Eigenschaft
als Reichsritter für seine politische Haltung in den entscheidensten Zeiten
seines Lebens nicht so bedeutungsvoll ist, wie allgemein angenommen wird."
(36) Obwohl Unabhängigkeit und Selbstbewußtsein in seiner Stellung
als freier Reichsritter begründet gewesen seien, sei diese Stellung allein
noch kein Beweis für ein ausgeprägtes Bewußtsein vom Reich als
politischer Idee; vielmehr sei es für Stein wie für die meisten Ritter
seiner Zeit vor allem Garant freiherrlicher Rechte und Privilegien gewesen.
Seine Briefe und politischen Schriften weisen vor 1804 keine Beschäftigung
mit traditionellen reichspolitischen Frage auf, sondern fast ausschließlich
mit Problemen der preußischen Innenpolitik. Das entspricht Prignitz' allgemeiner,
nicht auf Stein bezogener Bemerkung, vaterländische Gefühle seien
in Deutschland ab 1789 mit der Freiheit des Regierungssystems verbunden gewesen,
haben sich also weniger nach dem Land der Geburt als nach der Qualität
der politischen Verhältnisse gerichtet (37). Stein war diese Art des Patriotismus
wohlbekannt, nur galten für ihn umgekehrte Vorzeichen: Während den
deutschen Anhängern der Revolution Frankreich zum Vaterland der Freiheit
wurde, hielt er sich an das Deutsche Reich als Gralshüter der ständischen
Ordnung. Beiden Seiten war das Bewußtsein gemeinsam, Volksgemeinschaften
seien keine natürlichen, sondern historisch-politische Gebilde, und ihre
Ordnung wäre demzufolge nicht nach nationalistischen Beweggründen,
sondern nach geschichtlichen Erfahrungen einzurichten (38).
Erst im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses erkannte
Stein das Reich, dem er zuvor hauptsächlich aus Bequemlichkeit der eigenen
Lage angehangen hatte, als reformbedürftig. Am 10. Januar 1804 beschwerte
er sich brieflich wiederum nicht uneigennützig über
die Wegnahme seiner freiherrlichen Ländereien und Hoheitsrechte durch den
Herzog von Nassau. Jener hatte mit seiner Inbesitznahme, die nach geltendem
Reichsrecht einen Gesetzesbruch darstellte, dem mit bevorstehender Auflösung
des Reiches zu erwartenden Erlöschen ritterlicher Freiheiten kühn
vorgegriffen. Abgesehen von den privaten Interessen, welche wohl den scharfen
Ton bestimmt haben, bildet dieser Brief den Markstein einer neuen Auffassung
Steins vom Reich, von der nationalen Sache und der Despotie der Fürsten.
Er deutet aber auch die Problematik der preußischen und österreichischen
Führungsrolle an, deretwegen Steins wohlmeinende Ansätze nie zu einer
sinnvollen Konzeption Deutschlands reifen konnten.
Trotz des enormen Einsatzes für die Vereinigung Deutschlands
im Kampf lassen Steins Bekenntnisse im allgemeinen die Tatsache durchaus nicht
vergessen, daß er frühzeitig Wahl-Preuße geworden und es die
meiste Zeit seines Lebens auch bewußt geblieben war. Im Jahr 1813 ergab
sich daraus kein Zwiespalt, da die Erhebung gegen Frankreich von Preußen
ausging und viele andere Patrioten sich ebenfalls dort versammelt hatten, "mit
dem Ziel, das der Reichsfreiherr ihnen gesteckt hatte, durch Preußen das
ganze Deutschland zu befreien" (39). Umgekehrt, so glaubte er seit dem
furchtbaren Frieden von Tilsit (1807), könne Preußen nur durch eine
wahrhaft deutsche Politik der Zusammenarbeit mit Österreich wiedererstehen
(40). Dieser Glaube aber, daß Österreich und Preußen sich gemeinsam
in einem Akt nationalen Schulterschlusses dauerhaft für die Erlösung
Deutschlands von fremder Besatzung und innerer Zersplitterung einsetzen wollten
und könnten, lief ja jeder geschichtlichen Erfahrung zuwider. Die beiden
Großmächte hatten das Reich seit Friedrich dem Großen förmlich
zwischen sich zerrieben, waren stets weit mehr darauf bedacht gewesen, dem jeweils
anderen zu schaden, als Deutschland nach außen abzusichern. Und bereits
1814 in Wien sollte sich zeigen, in welch engstirnigen dynastisch-machtpolitischen
Kategorien auf beiden Seiten noch immer gedacht wurde. An eine vernünftige
Flurbereinigung, wie Stein sie sich vorstellte, daß nämlich die kleineren
Fürstentümer teils zu Preußen, teils zu Österreich geschlagen
würden, um innerhalb Deutschlands eine nördliche und eine südliche
Hegemonialsphäre zu bilden, war angesichts des gegenseitigen Mißtrauens
gar nicht zu denken. Davon abgesehen, daß daraus kaum ein einiger Nationalstaat
hätte entstehen können, verstanden es die Vertreter der Könige
von Württemberg und Bayern sowie anderer intriganter Rheinbund-Fürsten
in Wien zu säen, was noch an Zwietracht fehlte, sobald sie den von Stein
aufgetischten 'Braten' rochen. Statt sich von dem verkorksten Dualismus-Gedanken
zu trennen, der ja vor allem auf Steins Voreingenommenheit für seine Wahlheimat
Preußen und der gleichzeitigen militärischen Überschätzung
Österreichs beruhte, verstieg der Freiherr sich zu einer merkwürdigen
"Kaiser-Denkschrift", derzufolge die Habsburgermonarchie durch Angebot
der Kaiserkrone in die deutsche Einheit geködert werden sollte. Noch seltsamer
mutet die Idee an, die beiden Großmächte mit nur jeweils einem kleinen
Teil ihres Territoriums dem neuen Reich angehören zu lassen, den größeren
Teil dagegen zur freien Verfügung der Monarchen aus der Reichslegalität
herauszuhalten. Preußen sollte damit für seine Verdienste um die
deutsche Befreiung belohnt, Österreich gewissermaßen bestochen werden,
damit es sich in der Verfassungsfrage nicht mehr sperre. Ritter entschuldigt
Steins gedankliche Überflüge als "Notschrei eines tief erregten
patriotischen Herzens", den man nicht als Produkt staatsmännischer
Erwägungen mißverstehen dürfe (41). Das ist in einer Hinsicht
sicher richtig: Die Selbständigkeit der mittleren und kleinen Länder
durch einen preußisch-österreichischen Gewaltstreich zu beseitigen,
wäre nicht im Sinne eines freiheitlichen Nationalbewußtseins gewesen,
sondern hätte allenfalls Steins Rachegelüsten gegen die landesverräterischen
Rheinbündlinge genügegetan.
So sehr Zeitgenossen und spätere Historiker vom planlosen
Verwirrspiel Steins nach dem erfochtenen Sieg enttäuscht sein mochten
hatte er doch selbst einmal gemeint, daß auf die Befreiung die Freiheit
folgen müsse , so sehr ist sein Name in Deutschland mit der Aufwallung
patriotischer Gefühle verbunden. Dabei ist zuweilen schwer zu unterscheiden,
wieweit er tatsächlich Motor und Leitstern der nationalen Bewegung war,
und wieweit auch er vom Geist der Zeit nur mitgerissen wurde. Als er 1808 zum
ersten Generalangriff auf die Besatzungsmacht blies, war die Zeit dafür
noch nicht reif, als aber ein knappes Jahr darauf die Österreicher losschlugen,
hatte er nichts weiter damit zu tun, als skeptischer, wenngleich teilnehmender
Zeuge zu sein (42). Die Niederlage Österreichs unter Graf Stadion stürzte
ihn in tiefe Resignation, ließ ihn zweifeln, "ob auch nur folgende
Generationen sich wieder erheben werden" (43); er machte sich ernstlich
Gedanken, Deutschland den Rücken zu kehren und nach Südamerika auszuwandern.
Nachdem der Zar ihn schließlich aus dem politischen Exil erlöst und
nach St. Petersburg gerufen hatte, wurde er in Rußland zwar zum Organisator
eines Grüppchens deutscher Patrioten, ohne freilich zunächst von dort
aus sonderlich effektiv nach Deutschland hineinwirken zu können. Hätte
aber Alexander I. nach den schweren Opfern, die der Sieg über Napoleon
die Russen gekostet hatte, sich auch ohne Einwirkung seines deutschen Beraters
auf das Abenteuer der Befreiung Europas eingelassen? Sehr wahrscheinlich war
es dem Drängen Steins zu verdanken, daß Alexander seine Soldaten
dafür hergab, dem deutschen Widerstandswillen eine ermutigende Grundlage
zu schaffen. Stein muß überzeugend gewirkt, den Helden-Allüren
des Zaren vielleicht auch geschmeichelt haben, denn was erst noch bevorstand,
war die Herauslösung der preußischen und rheinbündischen Hilfscorps
aus der gegen Rußland gerichteten französischen Front. General Yorcks
Eigenmächtigkeit, ohne Willen und Wissen seines Königs den Franzosen
die Gefolgschaft zu kündigen, bedeutete den Dammbruch. Nachdem schon diese
Tat in Preußen Begeisterungsstürme ausgelöst hatte, fielen die
Flugschriften Ernst Moritz Arndts, den Stein zu sich geholt hatte, um "unbedingt
nationale Gesinnung verbreiten zu helfen" (44), auf fruchtbarsten Boden.
Es war insofern hauptsächlich Steins Verdienst, daß nun das Volk
Friedrich Wilhelm III. unter Druck setzte, bis dieser endlich im März 1813
den berühmten Aufruf "An mein Volk" erließ.
Stein selbst hatte schon im Dezember zuvor ein Bekenntnis abgegeben, welches
ihn im Rückblick klar an die Spitze des Zeitgeistes setzt und deutlich
macht, daß die russische Hilfe für ihn nur ein zeitweiliges Mittel
zum heiligen Zweck war:
(...), ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland, und da
ich nach alter Verfassung nur ihm und keinem besonderen Teil desselben angehörte,
so bin ich auch nur ihm und nicht einem Teil desselben von ganzer Seele ergeben.
Mir sind die Dynastien in diesem Augenblick der großen Entwicklung vollkommen
gleichgültig, mein Wunsch ist, daß Deutschland groß und stark
werde, um seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit und Nationalität
wieder zu erlangen und zu behaupten in seiner Lage zwischen Frankreich und Rußland
dieses ist das Interesse der Nation und ganz Europas. (45)
Sobald das Fanal des Preußenkönigs da war, über die Franzosen
herzufallen, wo immer sie zu finden wären, war die Vereinigung aller gesellschaftlichen
Klassen im nationalen Aufschrei vollzogen, standen Volksheere zum Endkampf dieses
Krieges bereit. Freiherr vom Stein mochte sich wohl im Hintergrund
zu ihrem zornigen Gott erheben, dessen Wut auf das Volk übergegangen schien,
ohne daß es ihn eigentlich kannte; an seiner Stelle machte es einen sichtbarer
Wirkenden zum Helden:
Dem Volk, das vom Freiherrn vom Stein
wenig, von Fichte gar nichts wußte, war Blücher eine moralische Realität,
und ein zündendes Wort des Alten, der übrigens mehr war als ein biederer
Haudegen, bedeutete ihm mehr als alle philosophischen Systeme. (46)
Tatsächlich dürfte es eher die vom Militär begonnene Rache als
die "in deutschen Studierstuben entdeckte nationale Besonderheit"
(47) gewesen sein, was das Volk unmittelbar beflügelte. Um aber den allgemeinen
Aufstand in Gang zu setzen, hatte es offenbar doch der Vorbereitung und Anregung
des geistig wie geographisch fernen Exilanten Stein bedurft. Und was diesen
seinerseits antrieb, war ein Erlebnis von Besetzung und Unterdrückung,
wie es sich wohl von dem der meisten opponierenden Menschen in Deutschland nicht
sehr unterschieden hat: Als erklärter Feind Napoleons war er 1808 geächtet,
seines Besitzes beraubt, zum Tode verurteilt und zur Flucht gezwungen worden.
Über die persönlichen Unbilden hinaus hatte er als leitender Minister
mitanzusehen, wie in seinem unterworfenen Staate sinnlos gewütet wurde.
Er hatte ja Napoleon selber den Irrwitz der französischen Gewaltpolitik
bestätigen hören:
Ich habe den Preußen viel zu viel Übles angetan, als daß ich
hoffen dürfte, sie würden es vergessen. Ich darf ihnen nicht die Mittel
lassen, sich wieder eine Armee zu beschaffen. (48)
Steins Reaktion war der Versuch, in der Not noch eine Tugend
zu sehen:
Das Ganze beruht hier auf roher
Gewalt und dem Druck jeder Art seine Arbeit ist es nicht, den Nationen
das Kaisertum einzuzaubern, wie es das fünfzigjährige Bestreben Augustus
war, vielmehr läßt er keine Gelegenheit ungenutzt, um durch höhnenden
Übermut, durch raue Formen, durch Kränkung jedes edlen Gefühls
und Vereitlung jedes eigennützigen Zwecks den Druck des durch ihn herbeigeführten
Zustandes unerträglich zu machen. Diese Handlungsweise wirkt wohltätig,
sie erhält in dem Menschen einen regen Unwillen, ein Streben nach dem Zerbrechen
der Fesseln, und verhindert das Versinken in den Todesschlaf. (49)
Noch vor der Ächtung erkannte er die Uneinigkeit Deutschlands
als Ursache von militärischem Verfall und Sklaverei; folglich mußte
von der französischen Revolution gelernt und Deutschland zu einem wehrhaften
Nationalstaat zusammengeschweißt werden. So faszinierend es aus heutiger
Sicht ist, den Vollstrecker und Überwinder der Revolution durch die Nachahmung
des französischen nationalstaatlichen Beispiels überwunden zu sehen,
so deutlich erkannte Freiherr vom Stein 1813 den Wert der vorgemachten Tugenden
für den gemeinsamen Kampf gegen den Feind Europas. Daß er wenig später
hinter dem Gebot der Stunde zurückblieb, mit der gleichen Kraft der Erkenntnis
auch nach dem Sieg für die Einheit der deutschen Staaten einzutreten, muß
vor allem als Beleg dafür gewertet werden, wie sehr er die nur zeitweise
verdeckte Bedrohung des eben Erreichten durch die lauernde Kleinstaaterei unterschätzte.
Die Vereinigung von Fürsten und Volk im Willen zur Nation erwies sich in
Wien als Trugbild.
Als im März 1814 Frankreich vollständig am Boden lag, reiste auch
Stein im Siegesrausch nach Paris, um mit Gneisenau und Blücher zu triumphieren.
Hier ließ er sich auf eine Weise vernehmen, die den Franzosenhaß
Körners, Görres' und Arndts noch in den Schatten stellte. Trotzdem
waren sein Deutschtum und sein Patriotismus nicht so beschaffen, daß sie
sich allein am Elend des Erbfeindes aufgerichtet hätten. Als ihm die Departementsverwaltung
der eroberten französischen Gebiete aufgetragen wurde, entgalt er der Bevölkerung
das zehnjährige französische Wüten in Deutschland, indem er die
verwilderten russischen Truppen von Ausschreitungen gegen Zivilpersonen abzuhalten
suchte (50). Wollte Metternich einen starken nationalen Staat in Deutschland
verhindern, weil dieser die Flankenmächte zu natürlichen Feinden haben
würde, so begeisterte sich Stein für Arndts Entwurf einer Nation in
der Schrift "Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Grenze".
Sie würde sich erstrecken, "so weit die deutsche Zunge klingt",
würde also nicht von sogenannten natürlichen, sondern von sprachlich-kulturellen
Grenzen umschlossen sein, und diese müßten militärisch gegen
die chronischen Expansionsgelüste Frankreichs und Rußlands abgesichert
werden. Solche Wünsche haben mit Deutschtümelei und blutrünstigem
Nationalismus noch nichts gemein. Weder enthalten sie ein besonderes Sendungsbewußtsein,
das 'Deutschtum' über die Sprachgrenzen hinaus zu verbreiten, noch bedrohen
sie aus anderen Gründen die Nachbarn mit militärischer Aggression.
Für Stein repräsentierte nicht das deutsche Wesen etwas außergewöhnlich
Hehres, was es über andere Nationen erhaben machen würde; vielmehr
war es für ihn Frankreich, das sich durch besondere Eigenschaften von anderen
Völkern abhob - diese waren Niedertracht, Sittenlosigkeit, charakterlicher
Leichtsinn. Das ist ein bemerkenswerter Unterschied zum deutschen Nationalismus
des späteren 19. Jahrhunderts, welcher unter den Stein-Biographen vor allem
von Gembruch herausgearbeitet worden ist (51).
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IV. |
Staatsmann ohne Staat |
Es stellt für mich die verblüffendste Seite seiner
geschichtlichen Bedeutung dar, daß zwar "der Reichsfreiherr vom Stein
im Zeitalter Goethes die größte politische Persönlichkeit unseres
Volkes war" (52), Meinecke aber das ebenso zutreffende Wort über ihn
geprägt hat, er sei "ein Staatsmann ohne Staat" gewesen (53).
Die Kürze seiner Amtstätigkeit in der preußischen Staatsführung
macht es auf den ersten Blick schwer verständlich, wie Steins Anschauungen
zu solch überragendem Einfluß in der Reform-Ära und während
der Befreiungskriege gelangen konnten. Über die meiste Zeit seines politischen
Schaffens hinweg konnte er sich keiner konkreten Machtmittel bedienen, um seinen
Kampf um Befreiung und Erneuerung Deutschlands voranzutreiben. Stattdessen war
er meistens auf die Überzeugungskraft seiner Persönlichkeit und die
Treue seiner Mitarbeiter angewiesen. Der preußische Reformbeginn von 1807/08
war nicht sein Werk allein, sondern beruhte in der geistigen Urheberschaft wie
in der Durchführung auch auf der Mitwirkung vorzüglicher Gesinnungsgenossen
wie Auerswald, Schön, Scharnhorst und anderer, auf die er zum Teil später
noch zwecks politischer Unterstützung zurückgreifen konnte. Und Steins
Funktion an der Seite des Zaren 1812 bis 1814 wäre nicht denkbar gewesen,
ohne daß ihm ein Ruf als politisch integrer, dem gemeinsamen Ziel der
Befreiung Europas verpflichteter Feind Napoleons nach Rußland vorausgeeilt
wäre. Beide Durchsetzungserfolge, welche die Höhepunkte von Steins
politischer Laufbahn kennzeichnen, sind umso erstaunlicher, als er dazu neigte,
Freundschaften durch emotionale Ausbrüche zu strapazieren und staatsmännischen
Kredit durch kopfloses Fehlverhalten zu vergeben.
Besonders das hitzige Temperament, welches ihn oftmals mit hemmungslosen Wutausbrüchen
gegen andersdenkende Gesprächspartner zu Felde ziehen ließ, bedeutete
für Stein zeitlebens ein schweres Hindernis bei der Aufgabe, einflußreiche
Personen auf seine Seite zu ziehen und dort auch zu halten. Als unsachlich polternder
Diskutant, der er war, brachte er zuweilen selbst solche Männer gegen sich
auf, mit denen ihn durchaus ähnliche Absichten verbanden. Das eindrucksvollste
Beispiel dafür liefert die von Ritter beschriebene hochdramatische Szene
zwischen ihm und Yorck anläßlich des inoffiziellen ostpreußischen
Landtages im Januar 1813; in jener Situation war sogar Freund Arndt nicht mehr
in der Lage, Steins Benehmen zu billigen (54). Daß er sich zum Diplomaten
nicht eignete, wußte Stein selber seit seiner ersten diplomatischen Mission
im Jahre 1784; folgerichtig lehnte er 1806 den Posten des Außenministers
ab, dies allerdings wiederum in einer Art und Weise, die geeignet war, den nach
ungnädiger Entlassung Steins wieder versöhnungsbereiten König
erneut zu verprellen. Andererseits charakterisiert es die Zwiespältigkeit
seiner Erscheinung, daß ihm von denselben Mitarbeitern, die seine Übellaunigkeit
erfahren hatten, dennoch die Erwartung entgegengebracht wurde, er werde Preußen
aus der Depression herausführen:
"Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will
ich meine Gemeinde bauen", rief Niebuhr überschwenglich aus. Einen
"über sein Jahrhundert erhabenen Charakter" nannte ihn Frau von
Berg; den großen Meister, der alles leitet, begeistert, fördert,
belebt, großen Herzens, umfassenden Geistes die Königin Luise.
"Gottlob", schrieb sie, "daß Stein hier ist! Das ist ein
Beweis, daß Gott uns noch nicht ganz verlassen hat." (...) Niemals
ist ein preußischer Minister mit größeren Hoffnungen, mit stärker
gespannter Erwartung in seinem Amt begrüßt worden. (55)
Freiherr vom Stein trat aber 1807 nicht als Neuling in die
Regierung ein. Schon im ersten Ministerium 1804 bis 1806 hatte er Hardenberg
schwerwiegende Entscheidungen treffen helfen, welche Preußen in das Fiasko
des Tilsiter Friedens stürzten: die Kriegserklärung an Frankreich,
nachdem man den von Napoleon vorgeschlagenen norddeutschen Bund abgelehnt hatte,
nachdem stattdessen der Rheinbund gegründet worden und das Reich aufgelöst
war. Durch die Mittäterschaft hatte Stein sich eigentlich nicht gerade
für die Rettung des Staates qualifiziert, sondern die gleiche außenpolitische
Naivität wie sein österreichischer Kollege Graf Stadion bewiesen.
Indem aber Hardenbergs Ansehen schwerer beschädigt war und die von Friedrich
Wilhelm favorisierten Kandidaten unfähig schienen, blieb dem König
keine andere Wahl mehr, als seinen lästigsten Kritiker mit der Reorganisation
des Staates zu betrauen. Im Sinne einer Gesundung der Finanzen und Befriedung
des Landes bedeutete die Entscheidung einen Glücksgriff, denn unter der
Oberfläche völligen Einverständnisses mit den französischen
Friedensbedingungen setzte Stein eine "Reform an Haupt und Gliedern"
in Gang (56). Er selbst sorgte aber dafür, daß die Freude nicht lange
vorhielt und er den Abschied nehmen mußte, ehe die Reformen recht hatten
greifen können. Im Juli 1808 vollzog er eine ungeschickte Wende, kehrte
seine Politik gegen die französische Besatzungsmacht, machte Napoleon ein
Bündnisangebot, um es hernach heimtükkisch zu brechen (57), und verriet
das ganze in einem kompromittierenden, unchiffrierten Brief an den Franzosenfreund
Wittgenstein. Der Brief wurde von den Franzosen abgefangen und beschwor die
sogenannte Stein-Krise herauf, die schließlich zu der schon erwähnten
Flucht außer Landes führte. So war Stein durch eigene Schuld für
drei lange Jahre politisch mattgesetzt. Allerdings dauerte das Exil nicht lange
genug, um seinen Versuch, "die Staatenwelt Mitteleuropas in Brand zu setzen,
Gärung und Aufregung überallhin zu verbreiten" (58), vergessen
zu machen.
Er wurde ausdrücklich "zur Mitwirkung bei dem großen
Werk der Befreiung Europas" an den Zarenhof eingeladen. Seine Aufgabe bestand
hauptsächlich darin, Alexander über die Verhältnisse in Deutschland
zu unterrichten, außerdem wurde er Vorsitzender des Deutschen Comitees,
das den Volksaufstand in Preußen vorbereiten sollte. Aus russischer Perspektive
hatte Stein den Status eines reinen Privatmannes. Nachdem aber in Rußland
der Kampf weitgehend entschieden war, bestürmte er mit gewohnter Neigung
zur Kompetenzüberschreitung den müde gewordenen Zaren mit Denkschriften
über die preußische Innenpolitik und mit strategischen Ideen für
einen russischen Einmarsch nach Deutschland. Erst nach wochenlangem Zögern
ging Alexander auf Steins Vorschläge ein. Im Januar 1813 ließ er
sich von seinem deutschen Berater dazu drängen, diesem eine Verwaltungsvollmacht
für das zu erobernde Ostpreußen auszustellen. Stein hatte die Urkunde
nach eigenen Wünschen Wort für Wort selber aufgesetzt, und durch sie
wurde er so praktisch zum Repräsentanten einer fremden Macht in seinem
früheren Regierungsbereich. Daß er in Königsberg als "Diktator
von Ostpreußen", wie es in der Umgebung Friedrich Wilhelms III. hieß,
auftrat, verursachte nach anfänglich freudiger Begrüßung aber
bald mehr Peinlichkeit, als daß es strategischen Nutzen brachte (59).
Das allgemeine Mißtrauen der preußischen Obrigkeit gegen die Russen
richtete sich nun auch gegen Stein, der dazu noch seinem Fürstenhaß
unverhohlen Ausdruck gab und überhaupt zu dieser Zeit sich als Republikaner
zu entpuppen schien. So gerechtfertigt seine Handlungsweise aus patriotischer
Warte sein mochte, so ungeschickt war doch der Versuch, der Provinzialleitung
als Außenstehender Befehle zu erteilen.
Trotzdem geschah es ein weiteres Mal, daß Stein nach einem diplomatischen
Mißgriff mit einer noch größeren Aufgabe betraut wurde. Die
im Frühjahr endlich zustandegekommene antifranzösische Allianz aus
Rußland, Preußen, England und Schweden machte ihn zum Präsidenten
des Verwaltungsrates für alle von den Franzosen zurückeroberten deutschen
Territorien mit Ausnahme Preußens, Hannovers und Österreichs. Das
war nun eine wahrhaft überstaatliche Stellung, welche den Freiherrn vom
Stein tatsächlich über das "widerwärtige Gesindel"
der Rheinbundfürsten erhoben hätte, wäre nicht noch Österreich
hinzugetreten, ohne das dieser Krieg kaum zu gewinnen gewesen wäre, das
aber auch die Nachkriegsverhandlungen durch Metternich wieder der üblichen
Routine kleinstaatlicher Diplomatie unterwerfen sollte.
Die Ausgestaltung ihrer bisherigen
Schöpfungen zu einem lebendigen, dem Individuum und der Gesamtheit genügenden
Nationalstaate wurde ihnen* nicht mehr vergönnt, weil die Elemente der
alten Staatenwelt, mit denen sie gegen den gemeinsamen Feind zusammengegangen
waren, sich jetzt gegen sie kehrten und sie zur Ruhe verwiesen. (60) (* gemeint
sind Gneisenau und Stein)
Steins Position in Wien war nur noch ein schwacher Abglanz seiner kurzen, eigentlich
auch nur theoretischen Machtstellung der Jahresmitte 1813. Zwar drängte
sich dort das Diplomatenvolk um ihn, nachdem schon zuvor die Vertreter der Rheinbündlinge
eilfertig bei dem formellen Gouverneur ihrer unterworfenen Länder um Milde
nachgesucht hatten; doch war der tatsächliche Einfluß des staatenlosen
Mittelsmannes zwischen den streitenden Parteien längst auf die Ebene eines
verzweifelt Gehör suchenden Ratgebers abgesunken. Er mochte sich selber
die Frage stellen, in welcher Eigenschaft er eigentlich den Verhandlungen beiwohnte,
ob als preußischer Minister, als Berater des Zaren oder als Repräsentant
der Reichsritterschaft. Gerade die Unentschiedenheit zwischen diesen Rollen
ließ seine Bedeutung im Gewirr der einander zuwiderlaufenden Interessen
untergehen.
Der Freiherr vom Stein war 1806/07, als "Preußen
in seiner tiefsten Erniedrigung (...) charaktervollen Männern die Gelegenheit
zur Entfaltung und Durchführung ihrer Ideen" bot (61), zum Politiker
geworden, war aus Dilettantismus wieder aus dem Amt geschieden und hatte erst
1812/13 ohne einen echten Hintergrund amtlicher Befugnis als wahrer Staatsmann
gehandelt. Nach 1814 wurde er in keine staatliche Funktion mehr berufen, und
über der Untätigkeit wurde er in seinem letzten Lebensabschnitt vollends
zum abgehobenen Theoretiker der Politik.
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V. |
Politische Romantik, Reaktion und Frühliberalismus |
Die Frage nach dem Verhältnis Steins zu den großen
politischen Strömungen im angehenden 19. Jahrhundert läßt sich
praktisch nach keiner Seite hin eindeutig beantworten. Für die gesamte
Zeit seiner unmittelbaren geschichtlichen Wirksamkeit und darüber hinaus
gilt, daß er wesentliche Züge der drei oben genannten Richtungen
in sich vereinigte, freilich mit zeitweiligen Überhängen nach der
einen oder anderen Seite. Es wäre demnach zu stark vereinfachend, ihn während
der Ministerzeit als Vertreter der bürgerlichen Emanzipation, für
die Zeit der nationalen Erhebung als Repräsentanten romantischen Heldentums
Kleist'scher Prägung und nach 1815 nur noch als stumpfen Reaktionär
zu betrachten. Obwohl sich die Ziel-Schwerpunkte seiner Tätigkeit, abhängig
von der amtlichen Stellung und ausgerichtet an den Erfordernissen der politischen
Lage, von Zeit zu Zeit verschoben haben, war er doch nicht in der Lage, die
jeweils latent entgegenstehenden Gesichtspunkte seiner Weltanschauung aus dem
aktuellen Bewußtseinsstand vollkommen auszublenden. Anders als sein Kollege
Hardenberg war er kein politisches Chamäleon, das sich stets der Großwetterlage
anpassen und seine Färbung mit dem modischen Hintergrund verändern
konnte.
Daß Stein, der nach Ranke "als intellektueller Urheber
des Repräsentationssystems in Preußen anzusehen ist" (62), trotz
durchgängiger Tendenzen zur konstitutionellen Monarchie, trotz auch großer
Ähnlichkeit mit dem Nationalbegriff des späteren Liberalismus noch
nicht als Liberaler gelten darf, hoffe ich bereits in den ersten beiden Kapiteln
dieser Arbeit deutlich gemacht zu haben. Dafür stehen seinen bürgerlichen
Anwandlungen zuviel Adelsstolz und späterhin zuviel Einverständnis
mit der Restauration entgegen. Gleichzeitig aber würde es eine ungerechte
Schubladisierung bedeuten, Stein wegen seines späteren Abrückens von
den eigenen volkstümlichen Meinungen der Erhebungszeit mit Metternich und
den Demagogenverfolgern in dieselbe reaktionäre Ecke zu stellen. Die Distanzierung
von dem Verlangen der aufgeputschten studentischen Freiheitsrufer nach Presse-
und Redefreiheit hat vermutlich auch damit zu tun, daß er selbst in gewisser
Weise zu den Opfern der konservativen Hexenjagd gehörte: Es wurde ihm vom
Verein der restaurierten Fürsten lange nachgetragen, daß sein Verwaltungsrat
Schmähschriften gegen sie hatte drucken lassen, daß er persönlich
zum Sturz mancher Throne aufgerufen hatte. Seither war er bei Metternich und
Hardenberg als Jakobiner verschrien. Dem Druck der 'Jugendsünden', die
ihn in keine höhere Stellung mehr kommen ließen, versuchte er nun
durch einen Rechtsruck auszuweichen, welcher sich im Alter zusehends verstärkte.
Ganz ungebrochen war aber auch diese Tendenz nicht. So hat sich Stein noch in
den zwanziger Jahren unter bestimmten Umständen gegen monarchischen Legitimismus
gewandt, sich zur englischen und amerikanischen Revolution bekannt und die Befreiungsbewegungen
der südamerikanischen Länder mit Begeisterung verfolgt.
Bei den Südamerikanern wie auch unter den modernen Unabhängigkeitskämpfern
in Polen, Irland und Griechenland fand er Heldengestalten, die seiner heroisierenden
Ansicht von der Geschichte entsprachen und ihm die Tugenden des deutschen Mittelalters
wiederauferstehen ließen. Dieser Hang zum geschönten Bild der salischen
und staufischen Kaiserzeit bildet die stärkste Brücke zur Gruppe der
romantischen Idealisten um Brentano, Arnim, Kleist und Körner, deren Werke
ja auch den deutschen Befreiungskrieg mächtig befeuerten. Metternich warf
Stein 1814 spöttisch vor, sich im Zentraldepartement mit "fanatischen
Freiwilligen, Literaten und Poeten" zu umgeben (63). Für den Strategen
Stein kam der Einzug der "politischen Mystik", zu der viele romantische
Geister neigten, nachdem sie sich enttäuscht vom vermeintlichen Freiheitsheros
Napoleon abgewandt hatten, sicherlich nicht ungelegen; auch die Hinzuziehung
eines Hitzkopfs wie Jahn dürfte im Eifer des Gefechts ein Gebot propagandistischer
Nützlichkeit gewesen sein. Immerhin ging die Freundschaft aber so weit,
daß Stein zeitweise mit Schlegel gegen die geistigen Errungenschaften
der Aufklärung polemisierte. Bei anderer Gelegenheit wiederum legte er
ausdrücklichen Wert darauf, die Aufklärung in die bevorstehende Neugestaltung
Deutschlands einfließen zu lassen (64). Um das Maß an Widersprüchlichkeit
vollzumachen, behauptet Ritter, Steins Nationalempfinden beruhe nicht auf der
Versenkung ins Mittelalter, sondern resultiere einfach aus der gutbürgerlichen
Moral der Deutschen (65). In der Tat ist bei ihm die Ablehnung von verstiegenem
Mystizismus mindestens ebenso klar zu erkennen wie die Wendung gegen einen schroffen
Rationalismus, welcher auch gesunde Traditionen angreift. So war die Staatslehre
des "Afterpolitikers" Adam Müller für ihn nichts anderes
als "preciös-lächerliches und metaphysisches Kauderwelsch"
(66). Und obgleich Stein selber gläubiger protestantischer Christ war,
konnte er sich auch mit dem religiös begründeten Konservatismus der
Romantik nicht befreunden, denn dieser war seinem Wesen und seinen Urhebern
nach Novalis, Schlegel, Eichendorff katholisch. Mit seinem Anspruch, um
die Grundfragen der Zeit bemühter Politiker zu sein, nicht Weltverbesserer,
war es nicht vereinbar, das Denken abzuschalten:
Ich gestehe, ich halte die Klosteranstalten für den Sitz des Aberglaubens
oder eines dummen Hinbrütens oder der Dissolution und Insubordination;
ihr Geist ist im Widerspruch mit dem Geist wahrer Religion und der ersten Pflicht
des Menschen: gemeinnütziger Thätigkeit. Als Ausfluß des Mönchthums
ist der Katholizismus wahre Geisteslähmung. (67)
Im ganzen ist über Steins Verhältnis zur Romantik
also festzustellen, daß er ihre literarischen Schöpfungen im einzelnen
als Ausdruck der seelischen Befindlichkeit des deutschen Volkes oftmals bewundert
hat, ihre Andeutungen politischer Programmatik aber ablehnte, wo diese sich
prinzipiell gegen Reformierung der gesellschaftspolitischen Verhältnisse
stellte. Überhaupt saßen viele seiner Grundüberzeugungen in
ethischen Dingen zeitlebens zu tief, als daß er sich den politischen Strömungen
seiner Zeit, soweit sie nicht von ihm selber geprägt waren, wirklich hätte
einfügen können. Freiherr vom Stein war insofern ein politischer Einzelgänger,
der eher andere mit sich riß, als von Strömungen mitgezogen zu werden.
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VI. |
Nachruhm und geschichtliche Wirkung Steins |
Am zutreffendsten ist, wie ich finde, die historische Größe Steins
von Wilhelm Mommsen erfaßt worden:
Stein wirkte als Charakter, nicht dadurch, daß er als Staatsmann der
Zeit den Stempel seiner politischen Ideen aufdrücken konnte. (...) Ein
Deutschland im politischen Sinne des Wortes, das durch Stein hätte geführt
werden können, gab es nicht. Er vertrat in seiner Zeit das "Deutsche
Gewissen". (68)
Ohne es bereits so klar auszusprechen, haben auch die meisten früheren
Stein-Biographen erkannt, daß es nicht so sehr sein politisches Denken
und Handeln, sondern vielmehr die persönliche Ausstrahlung war, was ihn
zum Inbegriff deutscher Nationaltugenden machte. Wohl aufgrund der Bekanntschaft
mit ihm prägte Humboldt das Wort, der Mensch wirke durch das, was er sei,
und nicht durch das, was er tue (69). So wurde Stein schon zu Lebzeiten "des
Guten Grundstein, des Bösen Eckstein, der Deutschen Edelstein" (70).
In ihm verkörpert sich noch heute für uns Deutsche das Ideal des
freien, aufrechten Mannes, der unbeirrbar nur seiner Überzeugung folgt,
der ohne persönlichen Macht- und Geltungsdrang allein im Bewußtsein
sittlicher Verantwortung für das Gemeinwohl kämpft. Man hat ihn nicht
mit Unrecht einen moralischen Leuchtturm genannt, der aus dem idealistischen
Zeitalter in unsere Epoche herüberleuchtet,
so heißt es in den Schlußbemerkungen der großen Stein-Biographie
von Gerhard Ritter; dort steht aber auch zu lesen, daß "sehr vieles,
vielleicht das meiste von dem, was in unserer Zeit zu seinem Lobe gesagt wird,
in den Bereich historischer Mythenbildung gehört." Und Ritter sieht
ganz deutlich, wie gering die eigentliche politische Hinterlassenschaft seines
Helden war (71). Vom Torso des preußischen Reformwerks, das dem Freiherrn
später die Bewunderung von Historikern aller Couleur einbringen sollte,
das ihn so auch beinahe für jede Partei reklamierbar machte, war schon
beim Tode Hardenbergs nicht mehr viel übriggelassen. Fast ebenso folgenlos
blieb der Einsatz im Jahr 1813:
So lief das Zeitalter der Erhebung aus unbefriedigend in seinem Endergebnis,
wenn man das Gewollte mit dem Erreichten vergleicht; zugleich auch in sich von
einem Riß durchzogen, indem seine Führer zu sehr Persönlichkeiten
waren, um ihre starken individuellen Bedürfnisse und Ideale mit denen des
Staates ganz harmonisch vereinigen zu können. (72)
Die Befreiung war zum großen Teil Steins Verdienst, daß
sie aber nicht in die Freiheit führte, ebenso auch mit seine Schuld. Er
hat Deutschland nicht vor den Fürsten retten, die deutsche Einheit nicht
durchsetzen können, hat stattdessen die endgültige Aufteilung Deutschlands
vorausgeahnt, wie sie dann 1871 geschah, indem Österreich durch die "kleindeutsche
Lösung" ausgesperrt wurde. Man gar könnte meinen, Stein habe
mit seinen verwirrenden Ideen 1814 in Wien den späteren, durch Otto von
Bismarck bestimmten deutschen Irrweg in die nationale Spaltung vorgezeichnet.
In geistesgeschichtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht dagegen
ging die Entwicklung nach Steins Tod so stürmisch voran, daß seine
Vorstellungen von einem ständisch geordneten Reich bereits 1848 vollkommen
antiquiert erscheinen mußten. Seine Reformideen vom Anfang des Jahrhunderts
erwiesen sich als politische Sackgasse, indem die Deutsche Revolution nicht
an sie, sondern im wesentlichen an die französischen Vorbilder von 1830
und 1848 anschloß. Es konnte angesichts der Industrialisierung, die ein
immer rascher wachsendes Proletariat hervorbrachte, angesichts auch des Aufschwungs,
den das bürgerliche Selbstbewußtsein innerhalb kurzer Zeit genommen
hatte, kaum anders geschehen; denn beide Entwicklungen waren in Steins letztlich
immer aristokratisch gebliebener Weltanschauung nicht vorgesehen gewesen. Clausewitz,
der ihm nur wenige Monate später im selben Jahr 1831 folgen würde,
meinte bei der Nachricht vom Tode des Freiherrn vom Stein:
Ich glaube, daß er die Welt gern verlassen hat; denn er sah viele Dinge
mit ebenso trostlosen Blicken an als ich und fühlte, daß er nichts
mehr gegen das Üble in der Welt zu leisten vermöchte. (73)
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Anmerkungen |
- von Raumer, S. 528
- siehe Ritter, S. 103 - 106
- zitiert nach von Raumer, S. 529
- Besonders Botzenhart II hebt mehrfach, z.B. S. 65, auf die Unüberbrückbarkeit
der Gegensätze zwischen Steins Staatsauffassung und den Gedanken der
frz. Revolution und der Aufklärung ab. Auch Gembruch, S. 232, behauptet
noch, Stein sei im Unterschied zu Rehberg und Brandes stets ein entschiedener
Gegner der Revolution gewesen.
- vgl. Ritter, S. 75
- Zitat Stein nach Botzenhart II, S. 61 und 65
- vgl. Gembruch, S. 238 - 244, über Steins Haltung zur Juli-Revolution
von 1830
- siehe Ritter, S. 74
- Botzenhart I, S. 7
- vgl. Ritter, S. 183
- Ritter, S. 279
- siehe Meinecke, S. 122
- vgl. Botzenhart II, S. 243
- Mommsen, S. 32/33, weist allerdings darauf hin, Stein habe aus seinem Wissen
um die soziale Problematik für besitzlose Landarbeiter und Stadtproletariat
keine weiteren Folgerungen gezogen.
- siehe Ritter, S. 109 - 111
- Steins Verknüpfung von Besitz und politischem Einfluß gründet
sich auf die Ansicht, der Staatsbeamte müsse ehrenamtlich seine Aufgabe
er füllen und daher wirtschaftlich unabhängig sein, um Unbestechlichkeit
zu gewährleisten.
- vgl. Mommsen, S. 30
- aus der "Geschichte des Zeitraumes von 1789 bis 1799", zitiert
nach Botzenhart II, S. 63
- vgl. Botzenhart II, S. 243
- Mommsen, S. 32
- siehe Hubatsch I, S. 122 - 124
- Ritter, S. 415
- zitiert nach Prignitz, S. 109
- Arndt, Soldatenkatechismus, S. 11/12
- über das Verhältnis Steins zu Arndt vgl. Ritter, S. 396 - 398
- zitiert nach Ritter, S. 401
- vgl. Mommsen, S. 28
- vgl. Conrad, S. 26
- zitiert nach Hubatsch II, S. 32
- zitiert nach Hubatsch II, S. 33
- Schieder, S. 12
- Gembruch, S. 10
- zitiert nach Botzenhart 1, S. 24
- vgl. Gembruch, S. 11
- Ritter äußert sich S. 494 beinahe erschüttert über
das unabwendbare Scheitern der Verfassungsverhandlungen: "Alles in allem
ein seltsames Ergebnis so endloser Beratungen! Man hat es mit Recht einen
erschütternden Beweis für die Unmöglichkeit, unter so unreifen
äußeren Verhältnissen das nationale Problem auch nur halbwegs
befriedigend zu lösen, genannt. Der eifrigste Patriot und der erfahrenste
und geschickteste Politiker, die Deutschland damals besaß, unterstützt
von einem der tiefsten und reichsten Geister der Epoche, brachten in gemeinsamer
Arbeit nichts Besseres zustande als ein Verfassungswerk, dem man seine praktische
Undurchführbarkeit auf den ersten Blick ansieht."
- Mommsen, S. 14
- vgl. Prignitz, S. 56
- vgl. Schieder, S. 13
- Hubatsch II, S. 42
- zitiert nach Rößler, S. 459
- Ritter, S. 513
- siehe Hubatsch IV, S. 128
- zitiert nach Ritter, S. 330
- Ritter, S. 396
- Brief an Graf Münster vom 1. 12. 1812, "Briefe", S. 329
- Botzenhart I, S. 16
- Herre, S. 32
- zitiert nach Ritter, S. 310
- zitiert nach Hubatsch IV, S. 136/37
- siehe Ritter, S. 470/71
- vgl. Gembruch, S. 233 - 235
- Mommsen, S. 13
- vgl. Meinecke, S. 119
- siehe Ritter, S. 422/23
- Ritter, S. 211
- vgl. Botzenhart II, S. 244
- so jedenfalls die Mutmaßung von Meinecke, S. 113, der Steins Motive
für die Politik der Anbiederung an Napoleon andernfalls "schwer
zu durchdringen" findet; vgl. auch S. 111
- zitiert nach Ritter, S. 361
- vgl. Ritter, S. 427
- Meinecke, S. 127
- Hubatsch II, S. 41/42
- zitiert nach Ritter, S. 197
- zitiert nach Ritter, S. 464
- Stein in einer Denkschrift vom 18. September 1812: "Statt die deutsche
Verfassung des westfälischen Friedens mit ihrem territorialstaatlichen
Partikularismus herzustellen, würde es dem allgemeinen Besten Europas
und dem besonderen Deutschlands unendlich angemessener sein, die alte Monarchie
wieder aufzurichten, ein Reich zu bilden, welches alle sittlichen und physischen
Bestandteile der Kraft, Freiheit und Aufklärung enthielte, und dem unruhigen
Ehrgeiz Frankreichs widerstehen könnte"; zitiert nach Prignitz,
S. 120
- vgl. Ritter, S. 375
- zitiert nach Ritter, S. 376
- zitiert nach Ritter, S. 97
- Mommsen, S. 13
- siehe Mommsen, S. 13/14
- vgl. von Raumer, S. 499
- Ritter, S. 536/37
- Meinecke, S. 136
- zitiert nach Gembruch, S. 244
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Literaturverzeichnis |
- Aretin, Karl Otmar Freiherr von: Vom Deutschen Reich zum Deutschen Bund,
Göttingen 1980
- Arndt, Ernst Moritz: Kurzer Katechismus für Teutsche Soldaten, 1812
(Nachdruck Ost-Berlin 1988)
- Arndt, Ernst Moritz: Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands
Grenze, 1813 (Ausgabe Dresden 1921)
- Botzenhart, Erich: Deutsche Revolution 1806/1813, Hamburg 1940 (in den
Anmerkungen "Botzenhart I")
- Botzenhart, Erich: Die Staats- und Reformideen des Freiherrn vom Stein,
Tübingen 1927 (in den Anmerkungen "Botzenhart IV')
- Conrad, Hermann: Freiherr vom Stein als Staatsmann im Übergang vom
Absolutismus zum Verfassungsstaat; in: Osteuropa und der deutsche Osten, Köln
1958
- Gembruch, Werner: Freiherr vom Stein im Zeitalter der Restauration, Wiesbaden
1960
- Herre, Franz: Nation ohne Staat, Köln/ Berlin 1967
- Hintze, Otto: Stein und der preußische Staat; in: Historische Zeitschrift
94/1905 , S. 412 - 446
- Hubatsch, Walther: Stein, Schill und der Aufbruch von 1809; in: Stein-Studien,
Köln/ Berlin 1975 (in den Anmerkungen "Hubatsch I")
- Hubatsch, Walther: Reichsfreiherr Karl vom Stein 1757-1831; in: Stein-Studien,
Köln/ Berlin 1975 ("Hubatsch II")
- Hubatsch, Walther: Stein und die deutsche Erhebung von 1813; in: Stein-Studien,
Köln/ Berlin 1975 ("Hubatsch III")
- Hubatsch, Walther: Stein in Böhmen und Mähren 1809-1812; in:
Stein-Studien, Köln/ Berlin 1975 ("Hubatsch IV")
- Klein, Ernst: Von der Reform zur Restauration. Finanzpolitik und Reformgesetzgebung
des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg, Berlin 1965
- Meinecke, Friedrich: Das Zeitalter der Deutschen Erhebung (1795-1815),
1906, 7. Aufl. Göttingen 1957
- Mommsen, Wilhelm: Stein, Ranke, Bismarck. Ein Beitrag zur politischen und
sozialen Bewegung des 19. Jahrhunderts, München 1954
- Prignitz, Christoph: Vaterlandsliebe und Freiheit. Deutscher Patriotismus
von 1750 bis 1850, Wiesbaden 1981
- Raumer, Kurt von: Der junge Stein; in: Historische Zeitschrift 184/ 1957
S. 497 - 530
- Ritter, Gerhard: Freiherr vom Stein. Eine politische Biographie, 1931/1958,
Ausgabe Frankfurt a.M. 1983
- Rößler, Hellmuth: Deutsche Geschichte, Gütersloh 1961
- Schieder, Theodor: Das Jahr 1813 und das heutige Europa; in: Das Jahr 1813
und der Freiherr vom Stein, Münster 1963
- Schulin, Ernst: Die Französische Revolution, 2. Aufl. München
1989
- Spies, Hans-Bernd: Die Erhebung gegen Napoleon 1806 - 1814/15 (Quellensammlung),
Darmstadt 1981
- Stein, Karl Freiherr vom: Ausgewählte politische Briefe und Denkschriften,
herausgegeben von Erich Botzenhart und Gunther Ipsen, Stuttgart 1955
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